Wenn in Köln, Mainz oder anderen Feierhochburgen Bonbons und andere Süßigkeiten in die Menge geworfen werden, gehen im Piemont zwei Mannschaften in einem Spaßduell mit Orangen aufeinander los. Bei ungewöhnlichen Karnevals- und Faschingsbräuchen sind die Apfelsinenwerfer aber nicht allein …

Orangen gegen Tyrannen

Sie schützen sich mit Helmen und Schilden und ziehen in einen Wettbewerb, der eine lange Tradition hat. Am Sonntag vor Aschermittwoch liefern sich in der italienischen 25.000-Einwohner-Stadt Ivrea (Piemont) zwei gegnerische Parteien mit insgesamt rund 3000 Teilnehmern eine Schlacht mit fliegenden Früchten – sie bewerfen sich mit Orangen. Das Spektakel hat seinen Ursprung im Mittelalter, als die Einwohner des Ortes mit Hilfe dieser Wurfgeschosse einen unliebsamen Feudalherren vertreiben wollten – was ihnen auch gelungen sein soll. Mit der spielerischen Orangenschlacht („Battaglia delle arance“) wird unter dem Jubel der Zuschauer jedes Jahr wieder an den grandiosen Triumph über den Tyrannen erinnert. Die Siegermannschaft wird am Faschingsdienstag geehrt und am Aschermittwoch findet abschließend ein traditionelles Essen mit Fisch und Polenta statt.

Hahn sucht Topf

Sie müssen sich blind auf die Zuschauer verlassen! Im Landkreis Aschaffenburg (Franken) gibt es am Rosenmontag einen ganz speziellen Brauch – das sogenannte Gickelschlagen. Alle Teilnehmer tragen eine imposante Hahnenmaske, durch die sie nichts sehen können. Ihre Aufgabe: mit einem traditionellen Dreschflegel einen Milchtopf treffen. Bei dem Spiel, das stark an das frühere Topfschlagen bei Kindergeburtstagen erinnert, feuert das Publikum die Kandidaten an und ruft ihnen zu, wohin sie laufen müssen. Wer zuerst den Topf trifft, hat gewonnen und darf die tierische Maske abnehmen.

 

Brunnensprung für einen Kuss

Kalter Karnevalsbrauch! In Munderkingen (bei Stuttgart) springen zwei kostümierte Männer in eiskaltes Brunnenwasser. Zum Anwärmen gibt’s vorher einen heißen Punsch. Wenn die mutigen Jecken wieder aus dem Brunnen geklettert sind, haben sie das Recht, anwesende Frauen nass zu machen und zu küssen.

 

 

Hier liegt der Fisch begraben!

Der letzte Gang – in vielen Städten Spaniens wird eine prachtvolle Sardine zu Grabe getragen

Bunt, kosmopolitisch und mit großen Umzügen – so feiert Madrid seinen Karneval. Höhepunkt ist das jährliche Abschlussritual. Bei der Beerdigung der Sardine tragen Gruppen in Trauerkleidung eine überdimensional große Pappmasche-Nachbildung des kleinen Fisches quer durch die Stadt zur Ruhestätte auf der Plaza de las Moreras. Ursprünglich wurde bei diesem alten Brauch Fleisch begraben, um das Ende des Karnevals und den Beginn der Fastenzeit einzuläuten. Im Laufe der Überlieferung wurde aus „cerdina“ (alter Begriff span. „Schweinefleisch“) allerdings „sardina“, die am Faschingsdienstag eine feierliche Bestattung bekommen. Gegessen werden sie zu diesem Anlass übrigens auch – zum Karneval bevorzugt in Form von Schoko-Fischen.

 

 

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Männer in High Heels

Es ist ein verrücktes Wettrennen! Während des ausgelassenen Karnevals auf der Kanareninsel Teneriffa zwängen sich jedes Jahr feierfreudige Männer in High Heels und treten in der Hauptstadt Puerto de la Cruz zu einem Hindernisrennen an. Hierfür gibt es zwei Regeln: Die Absätze müssen mindestens 12 Zentimeter hoch sein und die Läufer müssen in Damenkleidung zum Rennen antreten. Abgebrochene Absätze und orientierungslose Männerbeine sind an der Tagesordnung.

 

Flug ins Glück 

 

Am ersten Fastensonntag beginnt in der Abenddämmerung ein lang ersehntes Ritual – das Scheibenschlagen! Im Südtiroler Vinschgau ziehen die Bewohner mit Ästen und Holzstücken bewaffnet auf eine Anhöhe oberhalb ihres Dorfes. Die vorbereiteten Holzstücke haben in der Mitte ein Loch, werden in einem Feuer zum Glühen gebracht, auf einen biegsamen Ast gespießt und dann Richtung Dorf geschleudert. Ein Fruchtbarkeitsritual und gleichzeitig die Möglichkeit für jeden Werfer, den Flug mit ganz persönlichen Wünschen zu verbinden. Wenn alle Holzscheiben gen Tal geflogen sind, beginnt der Fackelzug zurück ins Dorf.

 

Schreck am Abend

In der Abgeschiedenheit von Tälern sind seit jeher ganz eigene Mythen und Traditionen entstanden. Im Lötschental (Oberwallis) streifen zur Faschingszeit die „Tschäggättä“ umher. Das sind wild kostümierte Gestalten, deren Verkleidung aus Schaf- oder Ziegenfellen, furchterregend bemalten, handgeschnitzten Masken und einem mit Glocken bestückten Stock besteht.

Sie jagen allen, die sich nach Feierabend noch auf den Straßen befinden, einen Schrecken ein. Traditionell durften nur ledige junge Männer so verkleidet die Mitmenschen erschrecken, heute sind die Sitten lockerer geworden und auch brave Familienväter treten als „Tschäggättä“ auf. Der Brauch wird zwischen dem katholischen Feiertag „Mariä Lichtmess“ und dem „Gigiszischtag“ (dem Dienstag vor dem Aschermittwoch) praktiziert. Höhepunkte des Treibens sind die „Tschäggättä“-Umzüge am 23. und 25. Februar.

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