Gastronomie-Experte Jan Peter Wulf verrät, was die Sommer-Drinks 2018 ausmacht.

Jan Peter Wulf, Fachjournalist und Referent für Gastronomie- und Foodthemen, u. a. auf nomyblog.de.

Welche Geschmacksrichtungen bestimmen die Drinks dieses Sommers?
Die Geschmacksrichtung heißt regional. Oder sogar lokal! Die Leute wünschen immer mehr etwas zu trinken, das es vor allem oder gar nur vor Ort gibt. Ob es ein besonderer Bierstil, ein Obstbrand aus der Gegend oder ein Sirup mit Kräutern und Blüten ist, die dort heimisch sind – lokal ist immer einzigartig.

Was steckt hinter diesem Trend?
Das ist ganz einfach: Warum soll ich in einer Bar einen Drink bestellen, den ich überall haben kann? Die Küche setzt schon länger auf Regionales, die Bar zieht jetzt nach.

Seit einiger Zeit erfährt der Gin einen regelrechten Boom – gibt es schon (einen) Nachfolger?
Gin und Drinks mit Gin werden noch eine ganze Weile ein Thema bleiben. Aber es gibt natürlich viele weitere spannende Spirituosen. Wer dem Regionaltrend folgen mag: Einfach mal schauen, was es an Bränden oder Likören aus der Gegend gibt – und was sich damit mixen lässt. Einiges nämlich!

Geht der Trend weg von Wein und Bier?
Das nicht, aber auch hier gibt es interessante Trends wie Naturwein oder Craft Beer. Handwerkliche Biere sind als Thema schon bekannter. Naturwein oder vin naturel ist etwas erklärungsbedürftiger und könnte so manchen Weintrinker geschmacklich stutzig machen, weil er oft sehr ausgeprägte Fermentationsnoten hat. Aber: Es ist auf jeden Fall spannend!

Gibt es unterschiedliche Getränketrends bei Männern und Frauen?
Die Gleichungen weiblich-süß und männlich-herb gelten nicht mehr. Vielleicht taten sie das nie. Geschmack ist individuell und macht an Gendergrenzen nicht halt.

Lässt sich anhand aktueller Entwicklungen schon ein Ausblick auf zukünftige Trends wagen?
Jeder Trend hat einen Gegentrend – so werden wir vielleicht wieder mehr süß-exotische „Achtziger-Jahre-Drinks“ sehen. Wobei sich das sogar zusammendenken lässt: Ein neuer Wermut aus Berlin zum Beispiel ist mit Ananas von den Azoren verfeinert und eignet sich sehr gut für eine Piña Colada.

Ein Trend, der uns zweifellos mehr beschäftigen wird, ist Nachhaltigkeit. Und zwar ganz pragmatisch: Braucht der Drink einen Plastikhalm? Lässt sich aus den Resten der Früchte noch was machen? Wie wäre es mit einem Sirup aus den Resten der Rotweinflaschen? Wir brauchen mehr Ideen, die die Umwelt schonen.

Teilen Sie diesen Artikel auf:
Share on Facebook
Facebook
Tweet about this on Twitter
Twitter
Share on LinkedIn
Linkedin
Email this to someone
email
Pin on Pinterest
Pinterest
Top