Es gibt ihn schon ewig – aber plötzlich liegt er wieder voll im Trend. Bertie Nyman, Whisky-Experte im schottischen Romantik Hotel Glencoe House, erklärt das Whisky-Comeback und verrät, wie man die richtige Sorte findet
Warum ist Whisky plötzlich wieder so angesagt?
In der Vergangenheit mussten viele Destillerien in Schottland schließen, weil Whisky einfach nicht mehr so beliebt war und als old fashioned galt. Aber die Hersteller sind experimentierfreudiger geworden, und diese neue Vielfalt kommt jetzt sehr gut an. Es gab nie eine bessere Zeit, um die Liebe zum Whisky zu entdecken.
Woran erkennt man einen guten Whisky?
Dafür gibt es keine Formel. Von Flasche, Farbe oder Alter kann man nicht auf die Qualität schließen. Man sollte so viel wie möglich probieren und experimentieren. Ob ein Whisky gefällt, hängt auch von Faktoren wie Stimmung oder Jahreszeit ab. Im Sommer passt ein leichter, fruchtiger Whisky, während an einem kalten Wintertag ein schwerer, rauchiger Scotch die bessere Wahl ist.
Woher kommen die verschiedenen Aromen im Whisky?
In Schottland sagen wir „The wood makes the whisky” – das Holz des Fasses gibt dem Whisky sein eigenes Aroma mit. Viele Hersteller füllen den Whisky zum Ende der Lagerung beim sogenannten Finishing für einige Monate in ein weiteres Fass, um ihm zusätzliche Geschmacksnoten zu geben. Ein Single Malt, der durch die Reifung in einem Bourbon-Fass dessen typische Vanillearomen angenommen hat, kann in einem Rotweinfass noch fruchtige Noten bekommen. Auch auf die Gerste kommt es an. Über Torffeuer getrocknet, gibt sie dem Whisky ein rauchiges Aroma. Es ist also eine Kombination aus vielen kleinen Dingen.
Wird Whisky mit der Zeit besser?
Im Normalfall wird Whisky nach acht oder mehr Jahren in Flaschen abgefüllt. Einige Destillerien füllen für einen schnelleren Gewinn auch schon nach drei oder fünf Jahren ab, anstatt den Whisky länger reifen zu lassen. Über die Jahre reduziert sich bei der Lagerung der Alkoholgehalt. Es gilt also eher: Whisky wird mit dem Alter nicht besser, sondern milder.
Wie trinkt man einen Whisky richtig?
Anfängern empfehle ich, den ersten Schluck Whisky pur zu probieren und dann ein paar Tropfen Wasser hinzuzufügen. So lassen sich die Aromen besser hervorheben, falls sie durch den Alkohol überdeckt werden. Von Whisky auf Eis rate ich eher ab. Kälte verfälscht den Geschmack, und bei großen Eiswürfeln hat man keine Kontrolle darüber, was im Glas passiert.
Lässt sich Whisky auch mit Speisen kombinieren?
Whisky passt hervorragend zu Schokolade oder Käse. Mit der richtigen Kombination kann man seinen Geschmack sogar noch unterstützen. Die Zitrusaromen eines leichten Whiskys kommen, gepaart mit dunkler Orangenschokolade, noch feiner zum Vorschein. Blauschimmelkäse hingegen kann die rauchigen Aromen eines starken Whiskys von der Insel Islay ideal hervorheben.
Was macht Whisky für Sie so besonders?
Beim Whisky geht es immer um Genuss und Emotionen. Nach einer Wanderung durch die Highlands oder beim Feiern mit Freunden verleiht Whisky dem Moment das Besondere. 16 Jahre alter Lagavulin versetzt mich automatisch zurück in den Moment, als ich ihn das erste Mal in der Destillerie probiert habe. Das war der erste Whisky, in den ich mich verliebt habe.
Whisky-Wissen
Malt Whisky:
Whisky, der ausschließlich aus gemälzter Gerste gebrannt wird.
Grain Whisky:
wird aus verschiedenen Getreidesorten (Gerste, Weizen, Roggen, Mais) hergestellt.
Blend:
Mischung aus unterschiedlichen Malt- und Grain-Whiskys.
Bourbon:
US-Whiskey mit hohem Mais-Anteil (51 bis 79 %).
Cask Strength:
hat durch unverdünnte Abfüllung direkt nach der Reifung einen hohen Alkoholgehalt von bis zu 60 %.
Irish Whiskey:
enthält gemälzte und ungemälzte Gerste, wird dreifach destilliert.
Rye Whiskey:
hat einen Roggenanteil von mindestens 51 %, meist in den USA und Kanada hergestellt.
Single Malt:
wird in einer einzigen Destillerie aus gemälzter Gerste gebrannt.
Single Cask:
ist ein Single Malt, der in einem einzigen Fass gereift ist.
Whisky oder Whiskey:
Nur der schottische wird ohne „e“ geschrieben, irischer und amerikanischer dagegen mit „e“. Doch auch im Destillierverfahren unterscheiden sich die Sorten.