Vor mehr als 200 Jahren gingen die ersten Heißluftballonfahrer in die Lüfte. Bis heute hat diese Art, vom Boden abzuheben, nichts von ihrer Faszination verloren
Es ist schwer zu sagen, welcher Moment der faszinierendste ist. Sind es die ersten Sekunden, in denen der Korb vom Boden abhebt? Wenn er höher und höher steigt, wenn Bäume, Häuser und Menschen immer kleiner werden? Ist es das lautlose Dahingleiten in der Höhe, wenn der Blick in die scheinbar unendliche Weite schweift? Einigkeit besteht über eines: Eine Fahrt in einem Heißluftballon ist ein unvergessliches, im Wortsinne erhebendes Erlebnis.
Wer diese Faszination einmal selbst spüren möchte, muss allerdings früh aufstehen (oder sich den Abend dafür freihalten). Weil die thermischen Bedingungen dann am günstigsten sind, finden Ballonfahrten meist in den Morgen- oder Abendstunden statt. Bei starken oder böigen Winden sollten Korb und die rund 150 kg schwere Hülle dagegen nicht vom Boden abheben. Bereits bei einer Gewitterwahrscheinlichkeit von nur einem Prozent muss der Start verschoben werden. Werden alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet, ist eine Ballonfahrt statistisch gesehen weitaus ungefährlicher als zum Beispiel Autofahren.
Richtung Himmel
Zur Vorbereitung errechnet der Pilot zunächst das Gesamtgewicht seiner „Ladung“, sprich: der Passagiere, die deshalb vor der Fahrt ihr Körpergewicht angeben müssen. Der Propangasbrenner, der die Luft im Ballon erhitzt, wird sorgfältig auf seine Funktionstüchtigkeit überprüft. Die Hülle selbst besteht normalerweise aus reißfestem, luftundurchlässigem Spezialnylon. Sie wird zuerst mit kalter Luft gefüllt, bevor der Brenner zum Einsatz kommt. Majestätisch erhebt sich die Hülle dann nach und nach – bis die Luft so stark erhitzt ist (etwa auf 100 °C), dass der Ballon samt Korb abhebt. Wenn die Halteseile gekappt werden, gibt es nur noch eine Richtung: nach oben.
Ballonland Frankreich
Die ersten Lebewesen, die so in die Luft gingen, waren übrigens eine Ente, ein Hahn und ein Hammel. Sie dienten als Testpassagiere bei der ersten Ballonfahrt am 19. September 1783 in Versailles. Als erste Menschen wagten zwei Monate später die Franzosen François d’Arlandes und Jean-François Pilâtre de Rozier eine Ballonfahrt. Als Erfinder des von Menschen nutzbaren Heißluftballons gelten aber die Brüder Jacques-Étienne und Joseph-Michel Montgolfier. Die lautlosen Luftfahrzeuge werden deshalb auch als Montgolfieren bezeichnet. Gelenkt werden kann ein Heißluftballon nach dem Start nur noch indirekt, nämlich indem der Pilot durch Ablassen von heißer Luft oder erneutes Erhitzen die Fahrthöhe verändert und sich so die unterschiedlichen Windrichtungen zunutze macht. Allein der Wind entscheidet, wohin die Reise geht. Meist endet eine Ballonfahrt nach rund 75 bis 120 Minuten – für Premierenpassagiere traditionell mit einer Champagnertaufe. Wer darauf verzichten und den edlen Tropfen lieber trinken möchte, sollte vorher einfach dem Veranstalter Bescheid sagen.