Fachwerk-Restaurierung als Abenteuer

Wie zwei Schwestern ihr vom Verfall bedrohtes Elternhaus zum stilvollen Landhotel umgebaut haben und dabei Höhen und Tiefen der Restaurierung alter Fachwerk-Architektur erlebten

Die Bärenmühle um 1900Die Bärenmühle um 1900

In majestätischer Abgeschiedenheit steht das Romantik Hotel Landhaus Bärenmühle da. Nahezu 500 Jahre lang drehten sich hier zwei Wasserräder im Tal, mit der Energie des Baches wurde Korn gemahlen und Öl geschlagen. Heute beherbergt das Anwesen ein stilvolles Landhotel. Um das Jahr 2000 war begonnen worden, die alte Mühle in mehreren Bauphasen zu restaurieren. „Das war ein einziges Abenteuer“, sagt Hotel-Geschäftsführerin Christiane Kohl, „und das ist es bis heute“. Denn wer ein Fachwerkhaus saniert, „der erlebt immer neue Überraschungen“.

Im restaurierten Schmiedehaus ist die Hotelrezeption untergebrachtIm restaurierten Schmiedehaus ist die Hotelrezeption untergebracht
Die alte Schmiede vor der RestaurierungDie alte Schmiede vor der Restaurierung

 

 

 

 

 

 

 

 

Bauherrinnen und Gastgeberinnen Bettina (li.) und Christiane KohlBauherrinnen und Gastgeberinnen Bettina (li.) und Christiane Kohl

Die Bärenmühle ist ihr Elternhaus. Und so hatte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Bettina Kohl irgendwann beschlossen, das 1554 erstmals erwähnte Anwesen in ein Hotel umzuwandeln. Insgesamt fünf Gebäude wurden nach und nach restauriert. Das alte Mühlenhaus, in dem sich heute eine gemütliche Romantik-Suite sowie verschiedene Gästezimmer mit herrlichem Blick in die Landschaft befinden. Wo sich einst die Mühlräder drehten, können die Gäste heute auf den Badeteich schauen, der mithilfe des alten Mühlgrabens angelegt wurde. Im Scheunenhaus wurde das alte Bruchsteinmauerwerk aufwändig saniert und strahlt heute einen ganz besonderen, ländlichen Charme aus.

 

 

Nach dem Umbau des Hugenottenhauses ist eine Suite mit sichtbarer Balkenkonstruktion entstandenNach dem Umbau des Hugenottenhauses ist eine Suite mit sichtbarer Balkenkonstruktion entstanden

Hier befindet sich das Restaurant „Maison Martron“, das nach einer ehemaligen Bewohnerin der Bärenmühle benannt ist – der Hugenottin Anna Elisabeth Martron, die mit anderen französischen Glaubensflüchtlingen Ende des 17. Jahrhunderts in die Region gekommen war. Das Hugenottenhaus, ein vermutlich um 1735 von Anna Matrons Vater errichtetes Gemäuer, beherbergt nach gründlichster Sanierung heute zwei gemütliche Suiten mit sichtbarer Dachbalkenkonstruktion. Aus dem ehemaligen Hühnerhäuschen wurde ein „Wellnest“ mit Sauna und Ruheraum. Und schließlich war da noch die alte Schmiede, die früher in einem Nachbardorf stand. Ein bezauberndes kleines Häuschen, leider akut bedroht. „Das Gebäude stand unter Denkmalschutz, sollte aber abgerissen werden“, berichtet Christiane Kohl, „da haben wir es kurzerhand abgebaut und bei uns nach den alten Plänen wieder aufgebaut“. Heute ist in der alten Schmiede die Hotelrezeption untergebracht. „Im Laufe der Zeit sind wir zu regelrechten Fachwerkexperten geworden“, berichtet Kohl von den Sanierungsarbeiten. Mal musste ein morscher Balken ersetzt werden, der zuvor noch als völlig intakt eingeschätzt wurde. Mal drohte eine alte Bruchsteinmauer wegzubrechen, die ein halbes Haus zu halten hatte. Mal mussten Bausünden beseitigt werden, die in den 1960er Jahren begangen worden waren. „Um fachgerecht zu arbeiten, brauchten wir zunächst mal die richtigen Materialien“, berichten die Bauherrinnen. So legten sie diverse Materiallager an: Alte Eichenbalken wurden gesucht und teilweise aus ganz Deutschland herangefahren, Steinhaufen mit den unterschiedlichsten Steinen zusammengestellt – ob Feldsteine und alte „Katzenköpfe“, wie grob behauene Basaltsteine genannt werden, die als Pflastersteine benutzt werden, oder Jahrhunderte alte Sandsteine und handgebrannte Backsteine, die für die Reparatur von Häuserwänden gebraucht wurden. „Alte Häuser brauchen alte Materialien“, so die Erfahrungen der Bauherrinnen.

Unterdessen sind gewisse moderne Baustoffe regelrechtes Gift für ein historisches Fachwerkhaus. „Mit modernen Farben beispielsweise, welche die Oberflächen abschließen und nicht atmen können, sind schon ganze Fachwerkhäuser kaputt saniert worden“, berichtet Kohl. Die Fachwerkbalken im Komplex Bärenmühle wurden alle nur mit Leinöl behandelt: Das Öl wird mit pulverisierten Pigmenten verrührt und dann heiß auf die Balken gestrichen – „das geht nur in Handarbeit, doch zur nachhaltigen Konservierung eines Außenbalkens gibt es nichts Besseres“ behauptet Kohl.

Sichtbare Elemente: Natursteinmauer und HolzbalkenSichtbare Elemente: Natursteinmauer und Holzbalken
Oberes Stockwerk im Hugenottenhaus während der DachsanierungOberes Stockwerk im Hugenottenhaus während der Dachsanierung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute präsentiert sich die Bärenmühle als Landhotel mit 15 Zimmern und Suiten, ein stilvolles Refugium in zauberhafter Natur, in dem man sich wie in einem Landsitz alten Stils verwöhnen lassen kann. Geboten wird der wahre Luxus unserer Tage, eben jene Annehmlichkeiten, die in unserer hektischen Zeit immer seltener werden: Köstliche Speisen aus frischen

regionalen Produkten, ein geschmackvolles Umfeld mit abendlicher Konversation am Kamin sowie entspannende Ruhe in einer herrlichen Naturlandschaft. Das Saunahaus mit Badeteich im Grünen lädt zur Entschleunigung ein, die Gäste können bei Massagen, Yoga und Waldbade-Exkursionen entschleunigen. Abseits der Trampelpfade genießen sie hier den wahren Luxus unserer Zeit: Frische Luft, landschaftliche Weite und vor allem eine für heutige Verhältnisse unglaubliche Stille.

 

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