Sie schlängelt sich in Venetien durch Weinberge, entlang an berühmten Kirchen, mächtigen Burgen und bietet nach jeder Kurve wieder neue, atemberaubende Ausblicke
Am schönsten ist es, wenn die Abendsonne die sanfte Landschaft in ein warmes Licht taucht. Im Glas funkelt der frisch eingeschenkte Prosecco, und jedes Nippen ist ein Schluck prickelnder Lebensfreude. Der fruchtige Schaumwein hinterlässt auf dem Gaumen den Geschmack von Apfel, Pfirsich, Birne und einem Spritzer Zitrus. Ebenso abwechslungsreich wie das Bouquet ist auch eine Reise entlang der Prosecco-Straße in Venetien, die zwischen den Orten Conegliano und Valdobbiadene verläuft. Die 42 Kilometer lange Strecke wurde 1966 eingeweiht und zur ersten offiziellen Weinstraße Italiens erklärt.
Vorbei an gemütlichen Dörfern
Die Genussroute schlängelt sich durch die weite Landschaft mit historischen Kirchen und Burgen, gemütlichen Dörfern und herrschaftlichen Villen, die reiche Venezianer sich hier für die Sommerfrische errichten ließen. Der wahre Schatz der Gegend liegt auf den sattgrünen Weinbergen, auf denen das Gold der Gegend wächst: die gelbe Glera-Traube.
Die Prosecco-Herstellung muss seit 2010 strengen Richtlinien folgen. Nur Wein aus Glera-Trauben, angebaut, hergestellt und abgefüllt im Gebiet zwischen Conegliano und Valdobbiadene, darf als Prosecco bezeichnet werden. Ihren Schaumwein schützen die Winzer aus Venetien inzwischen mit den Siegeln DOC und dem noch höherwertigen DOCG. Sie garantieren die Echtheit und Qualität des Prosecco. Denn hier gab es lange Zeit keine Kontrolle, und auch minderwertige Produkte außerhalb der Region kamen unter dem Namen Prosecco in den Handel. Das schadete dem Image der Winzer und dem Ruf des Schaumweins. Als Konsequenz haben die Erzeuger ihre Produkte schützen lassen, die Gütesiegel stehen für eine kontrollierte, den Qualitätsstandards entsprechende Herkunft.
Leidenschaft und Wissenschaft
Der Besuch eines der vielen Weingüter entlang der Straße lohnt sich. Nicht nur zum Kosten, sondern auch um einen Eindruck zu bekommen, mit wie viel Liebe und Leidenschaft die Winzer hier die Trauben zum aromatischen Prosecco verarbeiten. Wer es wissenschaftlich genau wissen will, macht einen Abstecher zur 1876 gegründeten Weinschule Scuola Enologica di Conegliano. Im Wein-Museum sind die Etappen und Ergebnisse der jahrhundertealten Weinkultur ausgestellt und Filme geben Einblicke in Geschichte und Zukunft des Anbaus.
Faszinierende Zeitzeugen
Mit viel neuem Wein-Wissen im Gepäck geht die Reise weiter nach San Pietro di Feletto. Ein lohnenswerter Sightseeing-Stopp. Der Ort bietet eine großartige Sicht auf die Hügellandschaft von Conegliano und ist Heimatort einer der ältesten Pfarrkirchen der Gegend. Die Fresken sind teilweise im 12. Jahrhundert entstanden.
Durch Wälder und vorbei an Weinbergen geht die Tour weiter, bergab in Richtung Refrontolo. Ein steinernes Architektur-Juwel lädt auf diesem Weg zu einem weiteren Halt ein. Eingebettet in Felsen, Wald und Flusswasser steht die Wassermühle Molinetto della Croda. Sie wurde im 17. Jahrhundert erbaut und stellte ihren Betrieb 1953 ein. Heute ist sie ein faszinierender Zeitzeuge und ein beliebtes Ausflugsziel.
Hüter der Prosecco-Qualität
Weiter geht es in Richtung Solighetto zur Villa Brandolini, einem Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert und Sitz des Konsortiums Prosecco DOCG. Die Vereinigung ist der Qualitätshüter des Prosecco. In der Villa geht es nicht nur um Weingenuss – hier finden auch regelmäßig Kunstausstellungen statt.
Die Hügel werden steiler auf dem Weg nach Farra di Soligo. Das Castello di Torri di Credazzo steht wuchtig in der Landschaft, erinnert an die Herrschaft der Langobarden. Die Strada del Prosecco führt weiter entlang der Weinberge nach Col San Martino. Der kleinen Kirche von San Vigilio sollten sich Genießer zu Fuß nähern. Nur so können sie das Panorama und den Blick auf die Weinberge mit jedem Schritt genießen.
Frischer Wein und echte Klassiker
In vielen Orten der Marca Trevigiana, wie die Provinz Treviso früher hieß, findet alljährlich der Primavera del Prosecco statt, der Frühling des Prosecco. Dann wird der neue Jahrgang verkostet, dazu kommt Spargel aus den benachbarten Anbaugebieten auf den Tisch. Im Herbst werden zum Prosecco gern lokale Spezialitäten mit Pilzen, Kastanien und Polenta serviert.
Wer die Route stilecht in einem offenen, italienischen Oldtimer fahren möchte, kann sich einen der automobilen Klassiker mieten, zum Beispiel bei Slow drive (Infos: noleggioautodepoca.eu/it/).
Die genussvolle Reise endet in Valdobbiadene – der Hauptstadt der Prosecco-Produktion. Hier haben die meisten Spumante-Hersteller ihren Sitz. Und von hier aus lohnt sich eine abschließende Wanderung in die Weinberge und die Trevisaner Voralpen. Wer unterwegs Rast machen möchte – wie überall an der Prosecco-Straße werden auch hier Gastfreundschaft und prickelnde Lebensfreude großgeschrieben.
Salute!
Die vier Prosecco-Kategorien
Prosecco Spumante (Schaumwein) ist die bekannteste und beliebteste Art. Die Perlage ist fein und langanhaltend. Er hat eine helle strohgelbe Farbe und macht 76 Prozent der Gesamtproduktion aus.
Prosecco Frizzante (Perlwein) umfasst 23 Prozent der Gesamtproduktion. Die Perlage ist leicht und weniger anhaltend.
Prosecco col Fondo ist die ursprüngliche, althergebrachte Variante des Prosecco. Der Wein moussiert durch natürliche Flaschengärung und präsentiert sich „col fondo“, mit dem Bodensatz aus natürlicher Weinhefe, die ihm den Duft nach Brotkruste verleiht.
Prosecco Tranquillo (Stillwein) hat keine Perlage und macht ein Prozent der Gesamtproduktion aus.